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Gestatten: Erstattung. Über das Elend der GKVen.

Chiropraktik und Osteopathie sind Leistungen, die nicht unbedingt durch die gesetzliche Krankenkassen (GKVen) erstattet werden. Sie gehören nicht zur Regelversogung. Viele GKVen bieten allerdings die mehr oder weniger freiwillige Erstattung ausgewählter Extraleistungen an.

Besonders beliebt ist „in dieser Saison“ die Erstattung von osteopathischen Leistungen. Davon einmal ganz abgesehen, das es die Osteopathie und die Chiropraktik also solche nicht gibt und abschließend wahrscheinlich auch nicht definiert werden können, gibt es noch ein paar weitere Merkwürdigkeiten.

So erlebe ich es immer wieder mal, das unterschiedliche Patienten, die bei der gleichen Krankenkasse versichert sind, unterschiedliche Auskünfte bekommen, was die Erstattung angeht. Patientin A bekommt €500/Jahr, Patientin B €0. Obwohl es die selbe GKV ist. Patient C bekommt dort aber bis zu €1000.

Bestimmte Krankenkassen setzen für die Erstattung eine Ausbildung zum Physiotherapeuten voraus. Kann man machen, weder Chiropraktik noch Osteopathie sind aber Formen der Physiotherapie. (Auch wenn mancher politische Vertreter das gerne hätten und „Osteopathie“ im Umfang von etwas über 60h in die Physioausbildung integriert werden sollte;).) Im Gegenteil: die Ausübung von Chiropraktik und Osteopathie ist Heilpraktikern und Ärztinnen vorbehalten. Ist er/sie/es vorher Physiotherapeut gewesen, dann ist das sicher prima. Ändert aber nichts an den rechtlichen Gegebenheiten.

Lesen Sie hier mehr dazu auf der Webseite des osteopathischen Berufsverbandes hPO. Und hier ein weiterer ausführlicher Artikel zur Problematik des Berufsbildes Osteopath in Deutschland.

Es ist offenbar Verhandlungssache und scheinbar auch von der Laune einzelner Sachbearbeiter abhängig, was sie erstattet bekommen und was nicht.

Falls es sie interessiert: als Heilpraktiker sind wir eigentlich grundsätzlich von der Erstattung durch die GKVen ausgeschlossen. Das macht unser Leben tatsächlich leichter, weil wir mehr Freiheiten haben als beispielsweise ihr Arzt oder die Physios. Fragen sie ruhig einmal nach und freuen sie sich auf lustige Geschichten über Prüfungen und Regressforderungen. Und dann machen sie sich mal Gedanken, warum ärztliche und physiotherapeutische Privatpraxen boomen.

Andererseits entscheiden die GKVen meistens selbst anhand individueller Kriterien, wer erstattungswürdig ist und wer nicht. Ich habe es schon erlebt, dass eine GKV meinen Lebenslauf und sämtliche Ausbildungszeugnisse angefordert (und nicht bekommen) hat: für eine Erstattungsleistungen von etwas über €100 pro Jahr und Patient.

Ich erlebe es glücklicherweise häufiger, dass die GKVen einfach einen Blick auf die Mitgliedschaft in Fachgesesellschaften werfen und danach entscheidet, ob erstattet wird (vorbildlich: IKK Südwest). Dort wird man nicht Mitglied, weil man einfach nett gefragt hat oder besonders gut aussieht. BTW: ich bin als einer der wenigen Deutschen sogar qualifiziertes Mitglied der ICA (Internation Chiropractors Association – ältester Berufsverband für Chiropraktik). Interessiert die GKVen als Leistungserbringer aber nicht.

Jüngst durfte ich erleben, dass ein chronisch kranker Patient zwar den Aufnahmetermin erstattet bekam (den ich aufgrund der Chronifizierung starkt ermäßigt hatte), aber keine Behandlungen. Auf Nachfrage hin konnte man noch nicht mal klar äußern, warum nicht. Geschweige denn, wie man das ändern könne. Die Erstattung des Aufnahmetermins wurde zum Irrtum erklärt. Die Realität irgendwo zwischen Chaos und Willkür.

Unglücklicherweise wird damit unsere symptombekämpfungsorientierte Zwei-Klassen-Medizin weiter zementiert. Aus meiner Sicht ganz klar zu Lasten der PatientInnen.

Es tut mir leid, wenn ihre GKV problematisch sein sollte. Meine KollegInnen und ich können das aber leider nicht ändern. Wir empfehlen ihnen den Abschluß einer privaten Zusatzversicherung, welche die HP-Leistungen Osteopathie und Chiropraktik umfasst. Informieren sie sich!

Für Privatversicherte ist die Erstattung in der Regel übrigens unproblematisch. Das ist kein Qualifikationsproblem ihrer TherapeutInnen. Es ist ein politisches Problem zu Ungunsten gesetzlich Versicherter, das bei TherapeutInnen abgeladen wird und das Vertrauen in uns untergraben soll. Vergessen sie bitte nicht, dass Privatversicherte (ergo: Besserverdienende und Beamte) in der Regel nicht nur weniger Beiträge zahlen, sondern auch mehr Leistungen erhalten.

Ein Elend.