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Informationen für Ärztinnen und Ärzte

Amerikanische Chiropraktik und Osteopathie sind keine Formen der manuellen Therapie und auch keine Chirotherapie. Es wird nicht eingerenkt!

Der Grundgedanke ist nicht die Mobilisation von Gelenken, sondern die »Entstörung« des Nervensystems und eine Verbesserung der Selbstregulation hin zur Homöostase. Im Gegensatz zur »Schulmedizin« liegt der Fokus der chiropraktischen Philosophie nicht auf dem Symptom und der Krankheit, sondern auf der Förderung von Gesundheit und den Selbstheilungskräften.

Als theoretische Grundlage dient die Idee der Subluxation, oder besser: des Vertebral Subluxation Complexes (VSC). Diese beschreibt eine multifaktorielle Strukturveränderung vor allem im Bereich der Wirbelsäule, bestehend aus Änderung der Muskelspannung/-aktivität, Affektionen des Nervensystems (v.a. Vegetativum), Veränderungen der Gewebsversorgung und einer Bindegewebsbeteiligung. Diese Veränderungen führen u.a. zu Fehlwahrnehmungen der Propriozeption und inadäquater nervöser Reaktionen darauf. Ebenfalls wird angenommen, dass die Affektion der beteiligten Spinalnerven negative Auswirkungen auf die jeweiligen Sklerotome, Myotome und Dermatome hat (vgl. Wancura-Kampik, I.: Segment-Anatomie. Der Schlüssel zu Akupunktur, Neuraltherapie und Manualtherapie. Urban & Fischer Verlag, 3. Auflage 2017).

Der Berufsverband DAGC definiert Subluxation wie folgt: »Wir definieren eine Subluxation als die Beeinträchtigung der Funktion des Nervensystems durch physischen, biochemischen oder emotionalen Stress. Sie zeigt sich in einer Situation, in der das Gehirn seine optimale Funktion verloren hat, in der Regel führt sie zu einer Fehlstellung und Fixierung eines Wirbels oder des Beckens.«

Es gibt diverse Literatur zu diesem Thema, hilfreich als Einführung sind zum Beispiel: Sinnott, R.: Textbook of Human Adaptability & Textbook of Chiropractic Philosophy, Chiropractic Books 2009 & 2016, Leach, R.: The Chiropractic Theories. A Textbook of Scientific Research. Lippincott Williams and Wilkins, 4th edition 2003 und Gatterman,M.: Foundations of Chiropractic. Subluxation. Mosby St. Louis, 1st edition 1995 (alle engl.).

Die international gültigen Leitlinien vitalistischer Chiropraktik finden Sie hier: https://chiropraktik-leitlinien.de/.

Gerade um differentialdiagnostisch lege artis tätig zu sein und Kontraindikationen ausschliessen zu können, benötigen Chiropraktiker und Osteopathen mitunter Bildgebungsverfahren wie Röntgen oder MRT und arbeiten mit orthopädisch-neurologischen Tests. Es gibt eine breite Forschungsbasis (bspw. hier: http://www.palmer.edu/uploadedfiles/pages/research/goertz-12-research-studies-every-dc-should-know.pdf [engl.]), viele Fachzeitschriften und vor allem im englischsprachigen Ausland den akademischen Grad Doctor of Chiropractic / Doctor of Osteopathy.

Dessen Ausbildung ist mit der von Medizinern und Heilpraktikern vergleichbar, wird in Deutschland aber in der Regel nicht anerkannt. Die deutschen Ausbildungen in chiropraktischen Techniken und Konzepten stehen Heilpraktikern und Ärzten gleichermaßen offen. Der Zutritt zu den Fachverbänden BDC, DAGC, hpO, usw. ist u.a. an bestimmte Aus- und Fortbildungen gekoppelt.

Gerade gesetzlich versicherte Patienten freuen sich über eine Privatverordnung für Osteopathie. So können sie die Osteopathie-Rechnung bei ihrer GKV einreichen und bekommen häufig zumindest anteilig Kosten erstattet. Der Vorteil für sie als Ärztin und Arzt: ihr Praxisbudget wird nicht strapaziert und sie erzeugen mit wenig Aufwand zufriedenere Patienten.

Ein paar interessante Studien

Effekte der Justierung:

Lersa LB1, Stinear CM, Lersa RA. The relationship between spinal dysfunction and reaction time measures. J Manipulative Physiol Ther. 2005 Sep;28(7):502-7.

Carrick FR. Changes in brain function after manipulation of the cervical spine. J Manipulative Physiol Ther. 1997 Oct;20(8):529-45.

Nansel DD, Waldorf T, Cooperstein R. Effect of cervical spinal adjustments on lumbar paraspinal muscle tone: evidence for facilitation of intersegmental tonic neck reflexes. J Manipulative Physiol Ther. 1993 Feb;16(2):91-5.

Haavik-Taylor H, Murphy B. Cervical spine manipulation alters sensorimotor integration: a somatosensory evoked potential study. Clin Neurophysiol. 2007 Feb;118(2):391-402. Epub 2006 Nov 29.

Beinlängendifferenz als diagnostisches Tool:

Cooperstein R1, Morschhauser E, Lisi AJ. Cross-sectional validity study of compressive leg checking in measuring artificially created leg length inequality. J Chiropr Med. 2004 Summer;3(3):91-5. doi: 10.1016/S0899-3467(07)60092-5.

Diagnostische Kriterien bei Nackenschmerzen (Review):

Smith J, Bolton PS. What are the clinical criteria justifying spinal manipulative therapy for neck pain?- a systematic review of randomized controlled trials. Pain Med. 2013 Apr;14(4):460-8. doi: 10.1111/pme.12041. Epub 2013 Feb 22. Review.