Die Gesamtheit der Ursachen einer Erscheinung ist dem menschlichen Verstand nicht zugänglich. Allein der Trieb, den Ursachen nachzuspüren, ist dem Menschen angeboren. Und der menschliche Verstand, der in die Unendlichkeit und Kompliziertheit der jede Erscheinung begleitenden Umstände, deren jeder, isoliert betrachtet, wieder als Ursache aufgefaßt werden kann, nicht einzudringen vermag, hält sich an den ersten besten, ihm am leichtesten verständlichen Umstand und sagt: das ist die Ursache (aus Tolstoi: Krieg und Frieden).
Amerikanische Chiropraktik ist ein Verfahren zur Verbesserung der Selbstregulation und der Selbstheilungskräfte. Dies muß nicht manuell passieren (sog. “Einrenken”). Sollten die Symptome schon über 6 Monate, bzw. Jahre/Jahrzehnte bestehen, spricht man von chronischen Erkrankungen. Die angenommene Fixation von Wirbelkörpern ist nur ein möglicher (!) Bestandteil des sogenannten Vertebralen Subluxationskomplexes (VSC) [1, 2]!
Besonders Patienten mit folgenden Beschwerdebildern: chronischer Stress, CRPS/M. Sudeck, CFS, Reizdarm, Schmerzen und Funktionsstörungen nach strukturellen Veränderungen durch operative Eingriffen oder Polytrauma, Angst-/Panikstörungen unterschiedlicher Genese, schweren Nervenschädigungen, erfolglosen wiederholten und unterschiedlichen Therapieversuchen, brauchen viel Zuwendung und gute Beratung.
Die meisten der o.g. Erkrankungen haben aus chiropraktischer & naturheilkundlicher Sicht eine Gemeinsamkeit: das vegetative Nervensystem reagiert nicht mehr angemessen. Es verharrt vorrangig in einem sympathikotonen Zustand, ist also tendenziell übererregt (Fight-or-flight-Reaktion, transneurale Degeneration). Ein Symptomkomplex kann entstehen, der dauerhaften Muskelhartspann und das Gefühl von Wirbelblockaden, ein verändertes Schmerzempfinden, Schlafstörungen, Angst und Panik-Attacken, Verdauungsstörungen und dauerhafte Müdigkeit und viele andere, häufig unsystematische und unklare Symptome, sich steigernd, aber in wechselhafter Zusammensetzung und scheinbar ohne Systematik enthält. Kein Therapieversuch bringt hier dauerhafte Erfolge, Massage nur kurzfristige Erleichterung, manualtherapeutische Interventionen sind eher schmerzhaft und verschlimmern die Beschwerden. Das Problem ist also nicht “der eine schiefe Knochen”, sondern die über Zeit entstandene Störung eines Regelkomplexes, der sich anfühlt wie eine knöcherne Veränderung. Chiropraktische Justierungen setzen hier an und versuchen, unter anderem durch Stärkung des Parasympathikus dem Gesamtsystem Körper Erleichterung zu verschaffen.
Es gibt in der Regel keine Wunderheilungen. Amerikanische Chiropraktik kann ein (zentraler) Baustein bei der Entwicklung von Wohlbefinden und Gesundheit sein, aber sicher kein einzelner. Dies korrespondiert mit der aktuellen chiropraktischen Forschung. Ein Hauptbestandteil meiner Arbeit besteht neben den Justierungen in konkreten und umsetzbaren Vorschlägen zur Optimierung ihrer Lebenssituation. Ich weiß, dass Chiropraktik durchaus häufig noch mit “schiefen Knochen, die nur eingerenkt werden müssen” erklärt wird. Wenn ihnen Komplexitätsreduktion lieber ist, dann werden sie sich in anderen Praxen also wohler fühlen.
Komplexe und chronische Erkrankungen ändern den ganzen Menschen und seine Erwartungen. Gehen sie bitte davon aus, dass es keine Abkürzung zur Gesundung gibt. Therapeutenhopping kommt zwar häufig vor, ist aber selten eine Lösung. Wenn mehrere eher manualtherapeutisch basierte Versuche erfolglos geblieben sind, ist das Problem wahrscheinlich kein manuelles und sie leiden sicher nicht an einem “Mangel an richtigem Einrenken”.
Amerikanische Chiropraktik ist die Mischung aus Philosophie, Wissenschaft und Technik. Technik bedeutet hier diversifizierte Behandlungsmethoden, die nicht automatisch manualtherapeutisch sein müssen und zu nahezu jeder Lebensphase und Erkrankung passen. Amerikanische Chiropraktik behandelt Subluxationen und möchte die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper verbessern, damit sich Gesundheit und Wohlbefinden selber entwickeln und sie ihr Leben nach und nach wieder besser leben können. Amerikanische Chiropraktik denkt Patienten und deren Lebensumstände mit.
Dies ist der wesentliche Unterschied zu Konzepten, die nur auf die Funktionsweise einzelner Körperbestandteile achten und diese häufig gegen deren aktuelle Möglichkeiten mit einem Übermaß an Kraft manuell verändern wollen (sog. “Einrenken”). Gute und spezifische Manualtherapie dagegen kann sinnvoll sein bei den dazu passenden Beschwerden und Erkrankungen und wird in Deutschland von spezialisierten Physiotherapeuten sogar auf Kassenrezept hin angewandt. Ich empfehle eine physiotherapeutische Begleitung neben der chiropraktischen Justierung bei vielen Beschwerden.
Ich verstehe, dass gerade bei chronischen Erkrankungen der Leidensdruck mit der Zeit immer größer wird. Heilung aber braucht Zeit und eher selten aggressive körperliche Manipulationen, das Nahrungsergänzungsmittel der Stunde oder das richtige Faszientool aus dem Onlinevideo. Menschen und ihre jeweiligen Lebenssituationen sind komplex und was dem Einen gut geholfen hat, ist beim Anderen möglicherweise nicht ganz so wirkungsvoll. Das ist die Vielfalt des Lebens. Und um es mit der großartigen Paartherapeutin Evje van Dampen zu sagen: “Wohlbefinden ist Arbeit, Arbeit, Arbeit.”
Falls das für sie gut klingen sollte, dann vereinbaren sie gerne einen Termin.